Luise Dorfer

In Gedenken an unsere liebe Mutter Luise Dorfer

Menschen | Quellenhof Passeier

Unsere Mama ist am Sonntag, den 2. Juni 2019 in der Früh im Alter von 89 Jahren nach einem sehr arbeitsreichen, bewegtem und erfülltem Leben friedlich heimgegangen.

Luise Dorfer
Heinrich Dorfer
19.06.2019
Luise Dorfer
Es tut weh, sehr weh, wenn man von der Mutter Abschied nehmen muss.

Die Mama war die gute Seele des Hauses, anwesend und aufmerksam, hatte sie auf alles ein wachsames Auge. Wenn sie durch den Speisesaal ging, dann hat niemand gefragt „wer ist das denn?“ – man wusste, oder man hat es einfach gespürt: da kommt die Chefin. Wenn sie den Raum betrat, dann war der Raum ausgefüllt, sie strahlte die Gastfreundschaft aus, sie war einfach präsent, hatte immer und an jedem Tisch einen passenden Spruch parat und war mit ihrer offenen und direkten Art einfach ein besonderer Mensch, den man gern haben musste.

Sie durfte Dinge sagen, die andere nur dachten – aber sie durfte alles sagen und zu jedem – ich weiß nicht warum, aber das war einfach so. Vielleicht weil sie so offen und herzhaft direkt war oder vielleicht wie sie es sagte … egal was sie sagte - böse war ihr niemand.

In einem Interview sagte sie einmal: „Für mich sind Frauen in vielen Dingen fähiger als Männer. Sie haben mehr Weitsicht, sind flexibler und können viele Sachen gleichzeitig koordinieren. Ich habe mich immer durchsetzen können und ich habe von klein auf gelernt, dass man anpacken muss. Das habe ich von meinem Vater, der sehr viel Weitsicht und praktisches Talent besaß“. Wahre Worte, die sie da sagte.

2010 bekam sie die Verdienstmedaille des Landes Tirol und 2014 die Auszeichnung „Ein Leben für die Wirtschaft“ – Sie gilt als große Pionierin im Tourismus, als ein Mensch mit Weitsicht, Mut und Tatendrang.

Luise Dorfer
Luise Dorfer
Luise Dorfer
Als sechstes von 11 Kindern geboren am 15. Mai 1930 im Ultental

Unsere Mutter wuchs in St. Walburg in Ulten, auf einem steilen und hochgelegenen Hof, dem Ludl-Hof, auf. In einer nicht leichten Zeit. Ich nenne nur die Worte „Katakombenschule, Option, II. Weltkrieg“ – als der Krieg fertig war, war sie gerade mal 15 Jahre alt – und doch stand das ganze Leben noch vor ihr….

Und so zogen die Jahre ins Land und sie begann ihre Lehre beim Quellenhof, wo sie dann ihren späteren Mann Rudolf Dorfer, unseren Tata, kennen- und lieben lernte… sie heirateten im Jahre 1959 und aus dieser Ehe entstammten 4 Kinder: die Marlene, die Helga, die Birgit und ich. Ein Jahr nach der Geburt von Birgit zogen dunkle Wolken über unsere Familie… 1970 starb unser Tata mit nur 42 Jahren an einer schweren Krankheit … die ganze Familie stürzte in ein tiefes Loch…. er hinterließ seine Familie, die Mama – gerade mal 40 Jahre alt - und die vier noch so jungen Kinder – alle unter 10 Jahren. Und in dieser schweren Zeit galt es tapfer zu sein und fleißig; unermüdlich arbeitete die ganze Familie im Quellenhof zusammen. Die Mama war immer im Betrieb und hat den Gästen stets das Standard-Menü angepriesen:„Forelle gebraten, blau, Müllerin, in Pergament, paniert oder jugoslawisch, das ist mit Knoblauch und Petersilie. Und eine Gemüsesuppe zur Vorspeise. Zum Nachtisch Strudel mit Zitronencreme.“ – das war ihr Spruch, den hätte sie heute noch so sagen können.

Wir Kinder haben von der Mama gelernt anzupacken ...

... fleißig zu sein, geschäftstüchtig und zukunftsorientiert zu sein und wir hielten alle fest zusammen und entwickelten den Quellenhof weiter so gut wir konnten. Unsere Mama hat nie gejammert, ihr Blick war immer nach vorne gerichtet - sie hat uns immer unterstützt, motiviert und geholfen wo sie nur konnte.

Was uns Kinder zudem alle eint, ist unsere große Liebe zur Mama. Die Wertschätzung ihr gegenüber ist bei uns allen ganz tief verankert. Wir haben dich immer so sehr geliebt, Mama, und wir sind jetzt so traurig, dass wir dich nun gehen lassen müssen.

„Die größte Freude – so sagte die Mama einmal – die größte Freude meines Lebens sind meine Kinder. Es ist schön zu sehen, wie sie mit ins Geschäft eingestiegen sind, Verantwortung übernommen haben und nun alles voranbringen.“

Auch der Kontakt mit ihren Geschwistern war ihr sehr wichtig… oft war sie mit ihnen unterwegs ins Ultental…. oder sie haben sich getroffen und gemeinsam gefeiert… da hat sie dann immer ihr selbstgebackenes Brot mitgebracht…. sie war immer aktiv,  gut gelaunt, großzügig, herzhaft offen und gesellig….

Als vor wenigen Wochen am Gardasee das neue Hotel seiner Bestimmung übergeben wurde, da war unsere Mama der große Überraschungsgast – zur Freude
aller und zugleich war es auch ihr letzter großer Auftritt.

An den Europawahlen wollte sie noch unbedingt teilnehmen und sie ist auch wählen gegangen. Das politische und gesellschaftliche Leben hat sie sehr interessiert, entstammt sie doch einer sehr politischen Familie.

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